Verkehrspolitik

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Luftaufnahme einer Stadt bei Nacht
Bild von Pexels auf Pixabay

Es gibt, wie immer im Leben, gute und schlechte Nachrichten. Auch bei der bereits seit längerem diskutierten Verringerung der Förderung bei Neuanschaffung eines Elektroautos ist das so. [1]

Aus Sicht der Käuferinnen und Käufer, die vielleicht jetzt schon einen Wagen bestellt haben oder sich gerade mit einem Kauf beschäftigen, ist das Geplante eine schlechte Nachricht. Nicht nur, weil es ab 2023 deutlich weniger Zuschüsse gibt, sondern weil auch jetzt schon bestellte Fahrzeuge aufgrund der ewig langen Lieferfristen der Hersteller dann entweder ganz aus der Förderung fallen oder mit stark verminderten Zuschüssen rechnen müssen.

Aus Sicht der „Staatsfinanzen“ ist die Reduzierung der Förderung sicher eine „gute“ Nachricht. Ebenso ist die Tatsache, dass aber 2023 keine „Hybrid-Plug-In“-Fahrzeuge (PHEV) mehr gefördert werden als gute Nachricht zu bezeichnen, denn diese waren, ganz ehrlich, nur eine Mogelpackung.

Was genau wird denn aber nun verändert?

In einem ersten Schritt soll es für rein elektrisch betriebene Fahrzeuge (BEV) mit einem Kaufpreis von bis zu 40.000 Euro statt der bisher 6.000 Euro nur noch 4.500 Euro Zuschuss geben. Ist das Fahrzeug teurer, sinkt der Zuschuss von 5.000 auf 3.000 Euro.

Aber Achtung: Für Elektroautos, die mehr als 65.000 Euro kosten, soll es weiterhin keine Zuschüsse geben.

Aber es soll noch weitergehen: In einem zweiten Schritt soll es nur noch einen Zuschuss für Elektroautos bis zu einem Preis von 45.000 Euro geben: 3000 Euro. Allerdings gibt es dazu noch keine verlässlichen Aussagen, wann dieser in Kraft treten soll.

Was kann dies für die Neuzulassungen bedeuten?

Dass wir in Deutschland bei den Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen weit hinter führenden Nationen der EU hinterherhinken, ist kein Geheimnis. Der Zuschuss vom Bund (der durch die Hersteller aufgestockt werden konnte/wurde) war bisher ein deutlicher Kaufanreiz „Weg vom Verbrenner, hin zu emissionsfreien Antrieben“.

Durch die doch deutliche Reduzierung steht zu befürchten, dass die Neuzulassungen bei den reinen Elektrofahrzeugen massiv einbrechen.

Aus mehreren Gründen: Denn der verminderte (oder ganz wegfallende) Zuschuss wird das doch bei Elektrofahrzeugen deutliche höhere Preisniveau gegenüber Verbrennern noch weniger mildern. Daher dürfte für viele, auch unter Berücksichtigung der Möglichkeit diese Autos mit Verbrennermotoren zukünftig mit eFuels zu betanken, der Umstieg rein aus der Preissicht definitiv unattraktiver sein.

Nimmt man dann noch den nach wie vor extrem stockenden Ausbau der Ladeinfrastruktur hinzu, wird das Gesamtbild für die Elektromobilität noch etwas düsterer. Insofern könnte es durchaus sein, dass man sich zwar dem Diktat der Staatsfinanzen beugt, sich aber auch der anderen Seite dadurch Nebeneffekte einhandelt, die das eingesparte Förderungsgeld ab absurdum führen können. Diese Entwicklung sollte genauestens beobachtet werden.

Es wäre nicht das erste Mal, dass man etwas Gutes tun will, aber dadurch Fehlsteuerungsanreize setzt.

Regierung ohne Mut, ohne Vision

Und einen weiteren Punkt sollte man auch nicht unberücksichtigt lassen:

Ganz unabhängig vom Preis der Elektrofahrzeuge wäre die Anpassung der Förderrichtlinie ein guter Zeitpunkt, sich auch mit den Themen „Verbrauch“ und „Belastung der Infrastruktur“ zu beschäftigen.

Denn nach wie vor ist es für die Straßen beispielsweise schlimmer, wenn da 2 Tonnen rein elektrisch über die Straßen donnern, als 850 kg mit fossilem Antrieb.

Zudem bleibt auch der Verbrauch der Elektrofahrzeuge weiterhin völlig unberücksichtigt. Dabei sollte, gerade auch im Hinblick auf die aktuelle „Energiekrise“ ein Augenmerk darauf gerichtet werden, dass rein elektrische Fahrzeuge auch effizient unterwegs sind und eben nicht auf 100 km dann 40 kWh verbrauchen. Denn, auch das ist bei Elektrofahrzeugen wie bei Verbrennern: Je mehr man verbraucht, umso öfter muss man „nachtanken“.

Insofern darf man den hier fehlenden Weitblick und/oder den fehlenden Mut der Regierung zu tiefergreifenden Änderungen als durchaus schlechte Nachricht bezeichnen.​​​​​​​Wie man beispielsweise ein „Bonus/Malus-System“ hierzu einführen kann, dazu gibt es auch bei den Piraten durchdachte Konzepte.

Also liebe Regierung, insofern Ihr da absolut keinen Plan habt, wir helfen gern weiter.

Und bis dahin werden wir wohl weiterhin mit mal guten oder mal schlechten Nachrichten zurechtkommen müssen.

 

[1] https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/klima-nachhaltigkeit/kaufpraemien-fuer-e-autos-sollen-sinken-bundesregierung-einig-18199870.html

0 comments on “Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert